Österreich ist nicht nur bekannt für seine beeindruckenden Alpenlandschaften und seine hohe Lebensqualität, sondern auch für eine stabile Wirtschaft mit soliden Rahmenbedingungen für Investoren. Mit seiner strategischen Lage zwischen Westeuropa und den Märkten in Mittel- und Osteuropa spielt das Land eine entscheidende Rolle in der Region. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen wie Inflation und geopolitischer Unsicherheiten bleibt Österreich für langfristige Anleger attraktiv.
Besonders profitieren könnte Österreich von der Wiederbelebung der Friedensbemühungen in der Ukraine sowie von der wirtschaftlichen Dynamik in Deutschland. Deutschland, als einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs, könnte durch das am Dienstag, 18. März 2025, im Bundestag zu beschließende Infrastrukturpaket in Höhe von 500 Milliarden € und das Verteidigungspaket in Höhe von nochmals 500 Milliarden € wirtschaftlichen Schwung gewinnen. Da viele österreichische Unternehmen stark in Deutschland engagiert sind, dürften diese Investitionen auch positive Auswirkungen auf Österreich haben.
Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sogenannte Sondervermögen letztlich Sonderschulden sind. Historisch gesehen hat sich der Staat selten als effizienter Investor erwiesen, da politische Entscheidungen oft nicht nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, sondern nach kurzfristigen politischen Zielen getroffen werden. Dies birgt das Risiko ineffizienter Kapitalallokation, weshalb die tatsächlichen Auswirkungen dieser staatlichen Investitionsprogramme mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden sollten.
Dennoch könnten einzelne österreichische Unternehmen durch die geplanten Infrastrukturprojekte in Deutschland profitieren, insbesondere in den Bereichen Bau, Baustoffe und Maschinenbau:
- Strabag (STR): Als eines der größten Bauunternehmen Europas könnte Strabag an großen Straßen-, Brücken- und Tunnelbauprojekten beteiligt sein.
- Wienerberger (WIE): Als führender Anbieter von Baustoffen könnte Wienerberger von der steigenden Nachfrage nach Ziegeln, Rohren und anderen Baumaterialien profitieren.
- Porr (POR2): Ein weiteres großes österreichisches Bauunternehmen mit langjähriger Erfahrung im Infrastrukturbereich, das von den deutschen Projekten profitieren könnte.
- Andritz (ANDR): Als Hersteller von Maschinen und Anlagen für Wasserkraft, Zellstoff und Metallindustrie könnte Andritz von geplanten Investitionen in nachhaltige Infrastrukturprojekte profitieren.
- Voestalpine (VOE): Als führender Hersteller von Hochleistungsspezialstahl und Bahninfrastruktur könnte Voestalpine eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung des deutschen Schienennetzes spielen.
Wirtschaftliche Entwicklung: Aktuelle Lage und Herausforderungen
Die österreichische Wirtschaft erlebte in den letzten Jahren ein moderates, aber stabiles Wachstum. Der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Chemieindustrie sowie der Tourismus sind tragende Säulen der Volkswirtschaft. Besonders die Rolle Wiens als Finanz- und Unternehmensstandort ist nicht zu unterschätzen. Dennoch hatte Österreich mit den Nachwirkungen der globalen Wirtschaftskrise, steigenden Energiepreisen und Lieferkettenproblemen zu kämpfen.
Aktuelle Prognosen deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft 2025 wieder erholen wird. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet eine leichte Erhöhung des BIP-Wachstums, während die Inflation allmählich zurückgeht. Besonders profitieren könnten die grünen Technologien, die durch staatliche Förderungen unterstützt werden. Auch die Bauwirtschaft, die in den letzten Jahren unter hohen Materialkosten litt, könnte sich stabilisieren.
Zusätzlich wäre Österreich durch die Wiederbelebung der ukrainischen Wirtschaft in einer vorteilhaften Position. Ein Friedensprozess in der Ukraine würde den Handel erleichtern, Investitionen ankurbeln und Unternehmen wie Strabag oder Porr neue Projekte im Infrastrukturbereich ermöglichen.
Der Finanzmarkt in Österreich: Chancen und Risiken
Der Wiener Börse-Index ATX (Austrian Traded Index) bildet die 20 größten und liquidesten Unternehmen des Landes ab. Obwohl er im Vergleich zu anderen europäischen Indizes weniger stark gewachsen ist, bietet er attraktive Investitionsmöglichkeiten. Besonders Bankentitel wie die Erste Group oder Raiffeisen Bank International zeigen solide Geschäftsentwicklungen. Zudem profitieren Energieunternehmen wie OMV oder Verbund von der nachhaltigen Transformation des Energiemarkts.
Ein weiteres wichtiges Thema sind politische Entwicklungen. Nach den Parlamentswahlen 2024 brachten ÖVP, SPÖ und NEOS in der vergangenen Woche eine neue Regierungskonstellation zustande, deren Wirtschaftspolitik noch nicht vollständig absehbar ist. Dennoch bleibt Österreichs Stabilität im Vergleich zu anderen europäischen Staaten hoch.
Investieren in Österreich über ETFs
ETFs bieten eine einfache und kosteneffiziente Möglichkeit, in den österreichischen Markt zu investieren. Unsere FundLab-Analysten haben zwei interessante ETFs analysiert:
- iShares ATX UCITS ETF (DE)
- Index: ATX (Austrian Traded Index)
- Fondsvolumen: 92 Mio. Euro
- Top 5 Aktien: Erste Group Bank AG, OMV AG, Verbund AG, Raiffeisen Bank International AG, Voestalpine AG
- Performance YTD: +17,69%
- Factsheet
- Xtrackers ATX UCITS ETF 1C
- Index: ATX (Austrian Traded Index)
- Fondsvolumen: 54 Mio. Euro
- Top 5 Aktien: Erste Group Bank AG, OMV AG, Verbund AG, Raiffeisen Bank International AG, Voestalpine AG
- Performance YTD: +17,19%
- Factsheet
Beide ETFs bieten eine breite Diversifikation innerhalb der wichtigsten österreichischen Unternehmen und eignen sich sowohl für langfristige Investoren als auch für Anleger, die gezielt in europäische Mid-Caps investieren wollen.
Fazit: Ein Markt mit Potenzial, aber genauem Blick erforderlich
Unsere FundLab-Analysten kommen zu dem Schluss, dass Österreich nach wie vor ein stabiler, aber selektiv zu betrachtender Markt ist. Während traditionelle Industrien nach wie vor profitabel sind, könnten neue Wachstumsbranchen wie erneuerbare Energien und digitale Transformation den Markt in den kommenden Jahren beleben.
Zusätzlich dürften geopolitische Entwicklungen eine wichtige Rolle spielen. Einerseits bietet die wirtschaftliche Erholung Deutschlands durch staatliche Investitionsprogramme große Chancen für Österreichs Unternehmen, jedoch sind die langfristigen Effekte staatlicher Großinvestitionen mit Unsicherheiten behaftet. Andererseits könnte ein erfolgreicher Friedensprozess in der Ukraine eine neue Wachstumsregion schaffen, in der österreichische Firmen als starke Partner agieren könnten.
Die beiden hier vorgestellten ETFs bieten eine praktische und günstige Möglichkeit, von der Entwicklung des ATX zu profitieren. Dennoch sollten Anleger die makroökonomischen und politischen Entwicklungen im Auge behalten, um informierte Investitionsentscheidungen zu treffen.
