Indien – Eine Investition in die Zukunft

Die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt holt auf.

Indiens Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Das Land ist eine wichtige globale Wirtschaftsmacht geworden und derzeit die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Wirtschaft wird von einer Vielzahl von Sektoren angetrieben, darunter der Dienstleistungssektor, der für etwa 60% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich ist, und der Industrieproduktion, die etwa 30% des BIP ausmacht.

In den kommenden Jahren legt die Regierung einen Schwerpunkt auf die Förderung der Industrieproduktion und die Schaffung von Arbeitsplätzen in diesem Sektor. Indien hat zudem enormes Potential in den Bereichen künstliche Intelligenz und digitale Technologien, die in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle spielen werden.

Es gibt jedoch auch Herausforderungen. Darunter sind die Eindämmung der Inflation, die Verbesserung der Infrastruktur und die Förderung der Unternehmensgründungen und Innovationen. Wie sich die indische Wirtschaft in den kommenden Jahren entwickelt, hängt folglich von der Fähigkeit der Regierung ab, diese Herausforderungen anzugehen und die Chancen zu nutzen, die sich bieten.

Indiens Wirtschaft ist auf dem Weg, die Nr. 3 zu werden

Indien ist auf dem besten Weg, bis zum Jahr 2030 die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt zu werden. Es könnte damit Japan und Deutschland überholen. Das sagt die Ratingagentur S&P voraus. Deren Prognose unterstellt, dass das Bruttosozialprodukt um durchschnittlich 6,3 Prozent jährlich bis 2030 wachsen wird. Ähnlich sieht das die Großbank Morgan Stanley, die bis 2031 eine Verdopplung der Volkswirtschaft prognostiziert.

Je nach Datengrundlage zeichnet sich schon folgende Reihenfolge gemessen am BIP in wenigen Jahren ab:

  1. China
  2. USA
  3. Indien
  4. Japan
  5. Deutschland
  6. Indonesien
  7. Brasilien
  8. Russland
  9. Vereinigtes Königreich
  10. Frankreich

Die größte Demokratie der Welt profitiert von ihren liberalen Handels- und Finanzmärkten. Ebenso sorgt die Reform des Arbeitsmarkts für Impulse. „Indien ist für einen wirtschaftlichen Boom aufgestellt, der angefeuert wird von der Auslandsverlagerung, Investitionen in Fabriken, dem Energiewandel und der fortschrittlichen digitalen Infrastrukur“, schrieben die Morgan-Stanley-Analysten Ridham Desai und Girish Acchipalia in ihrem Bericht. All diese Trends seien Treibstoff, um sowohl die Wirtschaft als auch die Börse zur drittgrößten Ende des Jahrzehnts zu machen. 

Indiens Börse legte um 11 Prozent p,a. in 3 Dekaden zu

Die gute Entwicklung ist längst an der Börse zu erkennen. Anleger, die auf Indien gesetzt haben, verdienten in den vergangenen drei Jahrzehnten eine Rendite von im Schnitt elf Prozent per annum. Anders schnitt China ab. Hier kommen Anleger nur auf eine mickrige Rendite von etwa einem Prozent. Anleger vertrauen dem chinesischen Kapitalmarkt immer weniger.

Indiens Premierminister Narendra Modi, der seit 2014 im Amt ist, ist bekannt für seine harte Haltung gegenüber Terrorismus und für seine Unterstützung für wirtschaftliche Reformen und den Ausbau der Infrastruktur des Landes. Er hat auch Maßnahmen zur Verbesserung der Beziehungen Indiens zu anderen Ländern eingeleitet und sich für den Schutz der Umwelt eingesetzt.

Die größten börsennotierten Konzerne Indiens sind:

  1. Reliance Industries Limited (RIL): Die Holding mit Sitz in Mumbai tummelt sich in den Bereichen Öl und Gas, Petrochemie, Textilien, Einzelhandel, Telekommunikation und Medien. Das Unternehmen wurde von Dhirubhai Ambani gegründet und wird heute von seinem Sohn Mukesh Ambani geleitet. RIL ist auch an der New Yorker Börse notiert und hat eine internationale Präsenz. Das Unternehmen wuchs in den letzten Jahren stark und gehört zu den am meisten gehandelten Aktien an der Börse von Mumbai.
  2. Tata Consultancy Services (TCS): Ein IT-Dienstleister, der Beratung, Implementierung und Outsourcing für Unternehmen anbietet.
  3. Housing Development Finance Corporation (HDFC): Ein Finanzdienstleister, der sich auf Hypotheken und Finanzierung von Immobilienprojekten spezialisiert hat.
  4. Infosys: Ein weiterer IT-Dienstleister, der Lösungen für Unternehmen in verschiedenen Branchen verkauft.
  5. Bharat Petroleum Corporation Limited (BPCL): Ein Öl- und Gaskonzern, der Ölprodukte und Dienstleistungen für den inländischen und internationalen Markt anbietet.
  6. Hindustan Petroleum Corporation Limited (HPCL): Ein weiterer Öl- und Gaskonzern, der Ölprodukte und Dienstleistungen verkauft.
  7. Oil and Natural Gas Corporation (ONGC): ein staatliches Öl- und Gasunternehmen.
  8. ITC Limited: Eine Holding mit Standbeinen in Tabak, Hotellerie, Papier, Lebensmittel, Konsumgüter und Finanzdienstleistungen.
  9. State Bank of India (SBI): Die größte Bank Indiens.
  10. Larsen & Toubro Limited (L&T): Eine Beteiligungsgesellschaft mit Schwerpunkten Bau, Infrastruktur, Elektrotechnik, Maschinenbau und Schiffbau.

Gautam Adani ist drittreichster Mensch

Zu den Superreichen ist der indische Geschäftsmann Gautam Adani aufgestiegen. Der 60-jährige ist der drittreichste Mensch der Welt laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes. Er ist Verwaltungsratschef der börsennotierten Adani Gruppe, die an Häfen, Flughäfen, Versorgern und Leitungsnetzen beteiligt ist. Das Konglomerat mischt auch bei nachhaltiger Energie, Speiseölen und Immobilien mit.

Der zweitreichste Indiens ist Mukesh Ambani. Der Unternehmer und Vorstandschefs des Konglomerats Reliance Industries steht auf dem 10. Platz der Reichstenliste des Forbes-Magazins.

Indien überholt Chinas Wirtschaft

Chinas Staatspräsident Xi Jinping fördert ähnlich wie Indien die künstliche Intelligenz (KI), Cloud und smarte Fertigung. Digitalisierung und Automatisierung machen beide Länder schneller. Aber Chinas Tech-Größen wie Tencent oder Alibaba werden streng reguliert. Seit Xis Machtübernahme im Jahr 2012 stärkte er die Kommunistische Partei. Seine Agenda ist darauf ausgelegt, für Ordnung zu sorgen. Allein die radikalen Lockdowns mit Null Covid-Toleranz zeigten, mit welch eiserner Hand der Staat agiert. Nach Massenprotesten gab schließlich das Regime den Covid-Lockdown auf. Es ist trotzdem eine strenge Überwachung allerorten zu sehen.

Indien überzeugt dagegen mit mehr Freiheiten. Ausländische Investoren und Industrien werden von der Regierung in Neu-Delhi mit offenen Armen empfangen. Sie bietet Förderungen für Fabrikanten und Exportbetriebe, Zuschüsse gehen sowohl  an inländische als auch ausländische Investoren. Es gibt Steuerrabatte und Stimulusprogramme.

Die Wirtschaft braucht mehr Freiheiten

Gleichwohl belegt Indien immer noch einen mittelmäßigen Platz in den internationalen Rankings der ökonomischen Freiheit. Laut dem Index für wirtschaftliche Freiheit 2021, der von der Heritage Foundation und dem „Wall Street Journal“ erstellt wird, belegt Indien Platz 128 von 180 Ländern. Die wirtschaftliche Freiheit wird durch Regulierung beeinträchtigt. Es gibt noch eine Vielzahl von Einschränkungen, die die Ökonomie beschränken. Dazu gehören beispielsweise hohe Zölle und andere Handelsbarrieren, die den internationalen Handel erschweren sowie etliche Regulierungen, die die Gründung und den Betrieb von Unternehmen erschweren.

In den letzten Jahren hat die Regierung jedoch Fortschritte bei der Liberalisierung ihrer Märkte gemacht, indem sie Zölle und Handelsbarrieren reduziert und die Regulierungen für Unternehmen gelockert hat. Dies hat dazu beigetragen, das Wachstum des Landes anzukurbeln. Es gibt jedoch noch viel zu tun.

Digitalisierung und soziale Medien weichen das traditionelle Kastensystem auf

Das starke Kastensystem, das eine soziale Orientierung nach oben bislang unterband, wird durch die zunehmende Digitalisierung und die sozialen Medien durchbrochen, was zu mehr Wachstum führt. Insbesondere sorgt die steigende Frauenquote in der Beschäftigung für eine Belebung.

Indiens Bruttosozialprodukt wuchs im dritten Quartal um 6,3 Prozent. Im zweiten Quartal hatte das Land seine Wirtschaft noch um 13,5 Prozent ausgebaut. Vor allem ist die Nachfrage nach Dienstleistungen stark. Der Nachholbedarf der aufstrebenden Nation ist enorm, aber die Wirtschaftsleistung je Einwohner ist noch gering. Indien wird bald das einwohnerreichste Land der Welt sein, es rangiert leicht hinter China mit ebenfalls etwa 1,4 Milliarden Einwohnern.

In vielen Sektoren steht ein Wachstumsschub bevor. Eine der weltweit größten Zuwächse wird in der Werbung in den kommenden Jahren erwartet, sind sich Marktforscher einig. Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist das Land beispielsweise für die Tageszeitung „New York Times“ von Interesse. Das Management war in Indien, um Chancen auszuloten. Auch Netflix sieht dort enormes Potential. Netflix-Vizechef Sarandos: „Der Markt ist enorm.“ In den letzten Jahren ist die Abonnentenzahl aufgrund der wachsenden Beliebtheit von Streaming-Diensten und der zunehmenden Verbreitung von schnellem Internet in Indien gestiegen.

Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Washington sind gut

Was hilft, sind die freundlichen politischen Beziehungen zwischen Indien und den USA. Beide Demokratien haben enge wirtschaftliche, militärische und kulturelle Verbindungen. In den letzten Jahren haben sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten vertieft, insbesondere im Bereich der Verteidigung und der Energie. Es gibt jedoch auch Spannungen, insbesondere bei Handelsfragen und beim Umgang mit regionalen Sicherheitsbedrohungen.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock unterzeichnete bei ihrem Besuch des Landes im Dezember ein Mobilitätsabkommen. Es soll erleichtern, im jeweils anderen Land zu studieren, zu forschen und zu arbeiten. Die Wartezeiten für Visas sollen sich erheblich verkürzen, das haben beide Nationen vereinbart. Deutschland möchte schneller hochqualifizierte Fachkräfte ins Land holen. Berlin will enger kooperieren und helfen, schneller fossile Energieträgern zu ersetzen.

Beim Klimaschutz weiß Deutschland, dass die Weltgemeinschaft ohne die Mitwirkung Indiens und Chinas kaum erfolgreich sein kann. Noch baut Indien stark auf fossile Brennstoffe.

China wird von den USA boykottiert und kritisiert

Amerika und China haben seit geraumer Zeit Streit. Im Oktober 2022 beschloss Washington ein Ausfuhrverbot von Hochleistungschips und Zubehör für die Chipproduktion nach China. Washington und Europa kritisieren, dass Peking Minderheiten im Land unterdrückt. Das Weiße Haus bringt immer wieder ein Verbot der beiden chinesischen Erfolgs-Apps TikTok und WeChat ins Gespräch. US-Präsident Joe Biden macht sich zudem für die Unabhängigkeit Taiwans stark.

Es gibt eine Reihe von Indien ETFs, die in Deutschland gehandelt werden und die Anleger in Betracht ziehen können:

  1. iShares MSCI India ETF: Dieser ETF bietet eine breit gestreute Exposition in Aktien aus Indien und wird von BlackRock verwaltet.
  2. X Trackers MSCI India UCITS ETF: Dieser ETF investiert breit gestreut in Aktien aus Indien und wird von Deutsche Asset Management verwaltet.
  3. Lyxor MSCI India UCITS ETF: Dieser ETF ist ebenfalls breit gestreut in indische Aktien.
  4. Amundi MSCI India UCITS ETF: Dieser ETF ist breit in indische Aktien investiert
  5. UBS MSCI India UCITS ETF.