Platin ist eines der seltensten Edelmetalle der Welt – und doch ein unscheinbarer Riese in der globalen Industrie. Lange Zeit galt es als der „Luxus-Bruder“ von Gold, geschätzt für Schmuck, aber unverzichtbar in Katalysatoren, Hightech und neuerdings auch in Wasserstofftechnologien. Für Investoren eröffnet sich damit ein aufregendes Spielfeld zwischen Rohstoffsicherheit und Zukunftstechnologien.
Die Platinbranche im Überblick
Platin ist ein kostbares, schmiedbares Edelmetall mit hoher Korrosionsbeständigkeit. Die Gewinnung erfolgt im Platinbergbau, aber auch als Nebenprodukt der Buntmetallerzeugung (Kupfer und Nickel). Der Abbau erfolgt vor allem in Südafrika (rund 70 % der weltweiten Förderung), gefolgt von Russland und Simbabwe. Basierend auf den Fördermengen in 2024 und den Berichten des World Platinum Investment Councils (WPIC) sind die wichtigsten Akteure die vier südafrikanischen Unternehmen Anglo American Platinum (Amplats), Impala Platinum (Implats), Sibanye-Stillwater und Northam Platinum, sowie das russische Unternehmen Norilsk Nickel.

Etwa 25-30 % des weltweiten Platinangebots stammen inzwischen aus Recycling, vor allem aus gebrauchten Auto-Katalysatoren, Schmuck und Industrieabfällen. Europa und Nordamerika sind die Zentren des Platin-Recyclings, da hier die Infrastruktur für Altfahrzeugverwertung und Elektronikentsorgung am weitesten entwickelt ist. In Asien wächst der Markt stark – vor allem in Japan und China. Die größten Anbieter für Platin-Recycling sind internationale Spezialisten aus der Metall- und Chemiebranche: BASF (Deutschland), Johnson Matthey (UK), Umicore (Belgien), Heraeus (Deutschland) und Sibanye-Stillwater (Südafrika).
Abnehmer finden sich auf der ganzen Welt – hauptsächlich in der Automobilindustrie (Katalysatoren für Diesel- und zunehmend Wasserstofffahrzeuge), aber auch in der Schmuckbranche, in der chemischen Industrie sowie in der Medizin- und Elektronikfertigung. Ohne Platin gäbe es keine funktionierenden Brennstoffzellen, kaum effiziente chemische Prozesse und auch die Schmuckvitrinen in Asien wären deutlich leerer.
Welchen Stellenwert hat die Platinbranche im Vergleich zu Gold?
Jährlich werden etwa 180–200 Tonnen Platin gefördert – eine verschwindend geringe Menge im Vergleich zu Gold (rund 3.500 Tonnen pro Jahr). Auch die bisherigen kumulierten Fördermengen unterscheiden sich massiv, rund 210.000 t Gold verglichen mit 15.000 t Platin (Das entspricht übrigens Würfeln von gerade einmal 21 m bzw. 7 m Kantenlänge!). 4/5 des gesamten bekannten Goldaufkommens wurden schon abgebaut, im Vergleich zu gerade einmal 1/6 des bekannten Platinaufkommens. Folgende Tabelle vergleicht beide Metalle.
Tabelle 1 – Gold und Platin im Vergleich
Merkmal | Gold | Platin |
Bisher gefördert | 210.000 Tonnen | 15.000 Tonnen |
Jährliche Förderung (Minenproduktion) | 3.500 Tonnen | 180–200 Tonnen |
Bekannte Reserven | 55.000 Tonnen | 70.000 Tonnen (davon ~90 % in Südafrika) |
Jährliches Angebot durch Recycling | 1.000 Tonnen (rund 25–30 % der jährlichen Versorgung) | 50–60 Tonnen (rund 25–30 % der jährlichen Versorgung, v. a. aus Autokatalysatoren) |
Anleger stellen sich zu Recht die Frage, ob sie statt in Platin doch lieber in Gold investieren. Gold ist primär ein Wertaufbewahrungs- und Krisenmetall, Platin hingegen ist klar industriegetrieben. Das macht es deutlich zyklischer als Gold. Während Gold von Notenbanken gehortet wird, ist Platin vor allem dort gefragt, wo höchste Effizienz oder Katalyse-Eigenschaften nötig sind. Für Anleger bedeutet das: höhere Schwankungen, aber auch die Chance auf deutliche Preissteigerungen bei technologischen Durchbrüchen.
YTD 2025 | 1-Jahres-Performance | 5-Jahres-Performance | |
Gold | + 39 % | + 46 % | + 89 % |
Platin | + 51 % | + 45 % | + 48 % |

Sollten Investoren in Platin investieren?
Platin bietet Investoren eine Reihe spannender Chancen, ist aber auch mit Risiken behaftet. Besonders vielversprechend ist die wachsende Bedeutung des Metalls für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien. Hier könnte Platin in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen, wenn die Energiewende an Fahrt gewinnt. Hinzu kommt, dass das Angebot von Natur aus begrenzt ist: Neue Minenprojekte sind selten, teuer und mit langen Vorlaufzeiten verbunden, was die Knappheit des Metalls verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage aus etablierten Bereichen wie der Schmuck- und Chemieindustrie stabil, sodass Platin auch unabhängig von technologischen Trends ein verlässliches Abnehmerfeld hat. Auf der anderen Seite dürfen die Risiken nicht unterschätzt werden. Mit dem Rückgang des klassischen Dieselmarktes verliert Platin einen seiner größten bisherigen Absatztreiber, was kurzfristig Druck auf den Preis ausüben kann. Zudem sind viele Förderländer – allen voran Südafrika und Russland – politisch instabil, was die Versorgungslage jederzeit beeinträchtigen könnte. Schließlich ist der Platinmarkt im Vergleich zu Gold relativ klein, was ihn anfällig für starke Preisschwankungen macht. Die letzten Jahre belegen die Volatilität: Zur Jahrtausendwende bewegte sich der Platinpreis unterhalb von 500 USD je Unze, stieg jedoch bis 2008 auf ein historisches Hoch von über 2.000 USD. Die Finanzkrise führte anschließend zu einem abrupten Absturz, bevor sich der Preis zwischen 2009 und 2012 erneut deutlich erholte und über 1.700 USD hielt. In den darauffolgenden Jahren setzte jedoch ein kontinuierlicher Abwärtstrend ein, sodass Platin zeitweise sogar unter die Marke von 800 USD fiel. Ab 2020 kam es zwar zu zwischenzeitlichen Erholungen, doch insgesamt blieb der Kurs deutlich unter früheren Höchstständen. Erst in jüngster Zeit zeigte sich wieder ein klarer Aufwärtstrend mit Kursen von rund 1.200 USD. Insgesamt hat Platin seit 2000 um mehr als 200 % an Wert zugelegt, bleibt aber ein ausgesprochen volatiler Rohstoff.
Wie können Investoren in Platin investieren?
Wie bei jedem Rohstoff können Anleger physisches Platin als Barren oder Münzen kaufen, verbunden mit Lager- und Sicherheitskosten. Erfahrene Anleger können auch auf die Preisentwicklung von Platin in Form von Futures und Optionen spekulieren. Im ETF-Umfeld gibt es keinen Anbieter, der sich ausschließlich auf Platin-Produzenten konzentriert. Die meisten sind breiter gestreut und umfassen noch weitere Metalle. Eine gezielte Investition in die Platinbranche erfolgt daher meist über den Kauf der Einzelaktien der oben genannten Unternehmen.
Eine bessere Investitionsmöglichkeit ist daher der Erwerb von ETCs (Exchange Traded Commodities). Zur Erinnerung: Während ETFs rechtlich gesehen Sondervermögen sind und der Anleger damit bei einer Insolvenz des Emittenten geschützt wäre, gelten ETCs als Inhaberschuldverschreibung. Dafür sind diese jedoch physisch besichert, d.h. durch reale Barren oder Münzen gedeckt. Folgende Tabelle listet die in Deutschland handelbaren Platin-ETCs auf, geordnet nach Fondsgröße:
Name (ETC) | ISIN | Fondsgröße | TER p.a. | 1-Jahres-Performance |
WisdomTree Physical Platinum ETC | JE00B1VS2W53 | 388 Mio EUR | 0,49 % | 39,6 % |
iShares Physical Platinum ETC | IE00B4LHWP62 | 183 Mio EUR | 0,20 % | 40,1 % |
Xtrackers Physical Platinum EUR Hedged ETC | DE000A1EK0H1 | 47 Mio EUR | 0,75 % | 44,2 % |
Invesco Physical Platinum ETC | IE00B40QP990 | 47 Mio EUR | 0,19 % | 40 % |
Xtrackers IE Physical Platinum ETC Securities | DE000A2T0VT7 | 33 Mio EUR | 0,38 % | 39,8 % |
Xtrackers IE Physical Platinum EUR Hedged ETC Securities | DE000A2UDH63 | 8 Mio EUR | 0,73 % | 43,7 % |
Alle ETCs sind physisch besichert und thesaurierend. Auch wenn alle den Platinpreis abbilden, unterscheidet sich deren Performance voneinander aufgrund diverser Effekte: Hauptursache ist, dass einige der ETCs währungsgesichert sind (im Namen befindet sich dann der Zusatz „Hedged“). Die Performance derjenigen, die nicht währungsgesichert sind, hängt damit nicht nur vom Platinpreis, sondern auch vom Wechselkurs zwischen USD und EUR ab. Hinzu kommt die Gesamtkostenquote (TER), welche die Gebühren für die Verwaltung und Lagerung des physischen Metalls umfasst. Obwohl die beiden währungsgesicherten ETCs von Xtrackers die höchste Gesamtkostenquote aufweisen, liefern sie jedoch auch die höchste Performance.
Goldbasierte ETCs weisen eine massiv höhere Fondsgröße auf (37 – 23.010 Mio EUR) und performten innerhalb eines Jahres übrigens auch sehr gut, wenn auch etwas schlechter als die Platin-basierten: die währungsgesicherten ETCs schwanken zwischen 40,9 % und 41,3 %; die nicht-währungsgesicherten zwischen 34,8 % und 37 %. Allerdings gibt es im Gegensatz zur Platinbranche auch ETFS, die sich auf Gold-Produzenten bzw. -minen fokussieren, und deren Performance reicht von 75 % bis 106,5 %.
Fazit – Selten, volatil, aber voller Potenzial
Platin ist kein klassisches Krisenmetall wie Gold, sondern ein industrieller Zukunftsrohstoff mit begrenztem Angebot. Wer in Platin investiert, setzt weniger auf Sicherheit, sondern auf die Chancen neuer Technologien – allen voran Wasserstoff. Für langfristig orientierte Investoren mit Risikobereitschaft könnte Platin daher genau die richtige Beimischung im Portfolio sein.
Disclaimer
Die in diesem Artikel angegebenen Fondsinformationen sind zu allgemeinen Informationszwecken erstellt worden. Sie ersetzen keine rechtliche, steuerliche, finanzielle Information oder Beratung. Es handelt sich hierbei um eine Werbemitteilung und stellt keine Kauf- oder Verkaufsaufforderung oder Anlageberatung dar. Die hierin enthaltenen Informationen sind für Fundlab urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht vervielfältigt oder verbreitet werden. Für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wird keine Gewähr übernommen. ETFs und Fonds können im Wert fallen und zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Deswegen muss man bei Investments in ETFs und Fonds immer mit seinem Finanzberater Rücksprache halten.
