Die Luftfahrt war schon immer ein Seismograf für die Weltwirtschaft – kaum eine Branche reagiert sensibler auf Krisen, Konflikte und Konsumverhalten. Umso faszinierender ist ihr aktueller Zustand im Sommer 2025: Während politische Spannungen den globalen Luftverkehr immer wieder auf den Prüfstand stellen, verzeichnet die Branche gleichzeitig einen Nachfrageboom, der selbst optimistische Prognosen übertroffen hat. Für Anlegerinnen und Anleger eröffnet sich dadurch eine spannende Gelegenheit – besonders über spezialisierte ETFs, die mit überschaubarem Risiko am Aufschwung der Airline-Welt partizipieren lassen.
Doch lohnt sich ein Einstieg wirklich? Wie steht es aktuell um die großen Airlines dieser Welt? Und welche Entwicklungen werden den Sektor in den kommenden Jahren prägen? Wer in die Luftfahrt investieren will, muss nicht nur die Zahlen lesen, sondern auch die Mechanik einer Industrie verstehen, die auf Präzision, Vertrauen und Innovation gebaut ist – und die gerade in einem tiefgreifenden Wandel steckt.
Die Rückkehr der Passagiere – und der Gewinne
Nach dem beispiellosen Einbruch durch die COVID-19-Pandemie hat sich die Luftfahrtbranche in den letzten Jahren mühsam erholt. 2025 ist nun jenes Jahr, in dem viele Airlines wieder mit stabilen Gewinnen rechnen – ein Wendepunkt, auf den Investoren lange gewartet haben. Laut aktuellen Zahlen der International Air Transport Association (IATA) wird der globale Umsatz der Fluggesellschaften in diesem Jahr auf knapp 980 Milliarden US-Dollar steigen. Der erwartete Nettogewinn liegt bei über 36 Milliarden US-Dollar – fast doppelt so hoch wie noch 2023.
Getrieben wird dieser Aufschwung vor allem von einer deutlich gestiegenen Reiselust. Sowohl Urlaubsreisende als auch Geschäftsreisende kehren in großen Zahlen zurück. Besonders stark zeigt sich das Wachstum in Asien, während Nordamerika und Europa ein solides, wenn auch langsameres Plus verzeichnen. Auch die Ticketpreise bleiben hoch – ein Effekt der knappen Kapazitäten und der weiterhin eingeschränkten Flugzeuglieferungen.
Doch dieser neue Höhenflug steht auf einem fragilen Fundament.
Zwischen geopolitischer Unsicherheit und technischer Überforderung
Die Flugbranche 2025 gleicht einem Drahtseilakt: Einerseits gibt es starke Nachfrage, modernisierte Flotten und innovative Geschäftsmodelle. Andererseits wird das Geschäft zunehmend von Faktoren bedroht, die außerhalb der Kontrolle der Airlines liegen.
Ein zentrales Problem ist die geopolitische Lage. Die jüngsten Spannungen im Nahen Osten – insbesondere zwischen Israel und dem Iran – haben bereits zu großflächigen Flugumleitungen geführt. Airlines wie Lufthansa und Emirates mussten Strecken über Konfliktgebiete vermeiden, was nicht nur zu Verzögerungen, sondern auch zu massiv steigenden Treibstoffkosten führte. US-Airlines verzeichneten an den Börsen deutliche Kursrückgänge, als der Ölpreis in Folge der Eskalation sprunghaft anzog. Der Zusammenhang ist klar: Teurer Treibstoff und instabile Flugrouten fressen sich direkt in die Margen der Airlines.
Gleichzeitig kämpfen viele Fluggesellschaften mit internen Problemen. Ein großflächiger IT-Ausfall bei American Airlines am 27. Juni 2025 führte erneut dazu, dass Tausende Flüge verspätet oder gestrichen wurden. Allein an diesem Tag wurden über 7 % der Flüge annulliert – ein logistischer Super-GAU, der das Vertrauen der Passagiere und die Effizienz der Abläufe gleichermaßen erschütterte. Solche Ereignisse zeigen, wie anfällig das komplexe System Luftfahrt gegenüber digitalen Schwachstellen geworden ist.
Die Rolle der Politik – zwischen Verbraucherschutz und Bürokratie
Auch regulatorisch ist die Luftfahrt 2025 ein Pulverfass. Die EU-Kommission plant, Airlines stärker zur Kasse zu bitten, wenn es um Zusatzkosten wie Handgepäck oder Sitzplatzwahl geht. Neue Vorschriften könnten etablierte Geschäftsmodelle – vor allem im Billigsegment – durcheinanderwirbeln. Gleichzeitig sorgen Streiks und Personalmangel in der europäischen Flugsicherung für wachsenden Unmut: Der Sommer 2025 hat bereits mehrfach Rekorde für Verspätungen und Flugstreichungen gebrochen, insbesondere in Frankreich, Deutschland und Italien.
Viele Airlines reagieren mit Forderungen nach strukturellen Reformen – bislang mit mäßigem Erfolg. Für Anleger bedeutet das: Wer in den Airline-Sektor investiert, sollte die politische Großwetterlage nicht ignorieren.
Nachhaltigkeit als Wendepunkt: SAF, Wasserstoff und grüne Flotten
Ein Hoffnungsträger der Branche ist das Thema Nachhaltigkeit – auch wenn es mehr Vision als Wirklichkeit ist. Sustainable Aviation Fuels (SAFs) gelten als Schlüsseltechnologie für eine klimafreundlichere Luftfahrt. Sie können theoretisch den CO₂-Ausstoß um bis zu 80 % reduzieren, sind aktuell aber rund vier- bis sechsmal teurer als herkömmliches Kerosin. Trotzdem investieren viele Airlines – auch getrieben durch regulatorischen Druck – massiv in die Erforschung und Beschaffung dieser Kraftstoffe.
Noch ambitionierter sind Projekte im Bereich Wasserstoff- und Elektroflugzeuge. Airbus hat angekündigt, bis spätestens 2035 ein kommerziell nutzbares Wasserstoffflugzeug auf den Markt bringen zu wollen. Erste Prototypen fliegen bereits, doch bis zum flächendeckenden Einsatz dürfte noch mindestens ein Jahrzehnt vergehen.
Trotz aller Unsicherheiten ist klar: Nachhaltigkeit wird nicht nur zum ethischen, sondern auch zum finanziellen Faktor. Investoren, die heute auf „grüne“ Airlines setzen, könnten langfristig belohnt werden – insbesondere dann, wenn die öffentliche Meinung weiter in Richtung Klimaschutz kippt.
Mit ETFs in die Branche investieren – smart, diversifiziert, zukunftsorientiert
Gerade in einem so dynamischen und teils volatilen Markt wie der Luftfahrtbranche sind ETFs ein ideales Instrument für Anleger, um Chancen zu nutzen und Risiken zu streuen. Zwei Produkte stechen dabei besonders hervor.
iShares Stoxx Europe 600 Travel & Leisure UCITS ETF (ISIN: IE00BMFNW783)
Dieser ETF bildet den europäischen Travel-&-Leisure-Sektor ab und beinhaltet neben großen Airlines wie Ryanair, IAG oder easyJet auch Hotelketten, Reiseveranstalter und Freizeitunternehmen. Er bietet damit eine breite Diversifikation innerhalb der europäischen Tourismus- und Luftfahrtbranche.
Mit einer Gesamtkostenquote (TER) von rund 0,46 % ist das Produkt vergleichsweise günstig und eignet sich besonders für langfristige Anleger, die vom wachsenden europäischen Binnenreiseverkehr und der Stabilisierung der großen europäischen Airlines profitieren möchten.
• Index: STOXX Europe 600 Travel & Leisure Index
• Auflegungsdatum: 8. Juli 2002
• Aktueller Preis: 23,89 EUR
• Top 5 Positionen (Gewichtung ca.):
◦ InterContinental Hotels Group: ~17 %
◦ Ryanair Holdings: ~13 %
◦ Evolution AB: ~11 %
◦ Accor: ~10 %
◦ International Consolidated Airlines (IAG): ~10 %
• Performance YTD: –1,96%
• TER: 0,46 % p.a.
• Replikation: Physisch (volle Replikation)
• Ausschüttung: jährliche Dividendenzahlung
• Fundgröße: ca. 65 Mio. EUR
• Factsheet
US Global Investors Travel UCITS ETF Accumulating
Der US Global Investors Travel UCITS ETF Accumulating ist ein aktiv gemanagter ETF.
Der ETF investiert in Unternehmen aus aller Welt, die in der Reise- und Tourismusbranche tätig sind. Dazu gehören Fluggesellschaften, Hotelbetreiber und Kreuzfahrtunternehmen. Die enthaltenen Titel werden nach ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) gefiltert.
Die TER (Gesamtkostenquote) des ETF liegt bei 0,69% p.a.. Die Dividendenerträge im ETF werden thesauriert (in den ETF reinvestiert).Der US Global Investors Travel UCITS ETF Accumulating ist ein sehr kleiner ETF mit 17 Mio. Euro Fondsvolumen. Der ETF wurde am 1. Juni 2021 in Irland aufgelegt.
• Index: US Global Investors Travel
• Auflegungsdatum: 01. Juni 2021
• Aktueller Preis: 7,69 EUR
• Top 5 Positionen:
◦ Hilton Worldwide Holdings 4,70%
◦ Marriott International 4,68%
◦ Ryanair Holdings 4,54%
◦ Delta Air Lines, Inc. 4,52%
◦ H World Group 4,50%
• Performance YTD (ca.): –10,11%
• TER: 0,69 % p.a.
• Replikation: Physisch
• Ausschüttung: thesaurierend (Acc)
• Fundgröße: ca. 17 Mio. EUR
• Factsheet
Fazit: Ein volatiler Markt mit echtem Langfristpotenzial
Wer heute in Airlines investiert, geht kein risikoloses Abenteuer ein – aber ein kalkulierbares. Die Branche steht an einem Scheideweg zwischen Digitalisierung, Klimawandel und geopolitischen Verwerfungen. Doch gerade diese Gemengelage eröffnet Chancen für kluge Anleger, die verstehen, wie sich die Branche entwickelt und welche Player über das nötige Rüstzeug für die Zukunft verfügen.
ETFs wie der iShares Travel & Leisure oder der Xtrackers ESG Travel & Leisure bieten Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit, gezielt am Aufschwung der Reise- und Luftfahrtbranche zu partizipieren – ohne sich dabei auf einzelne Aktien festlegen zu müssen. Wer Diversifikation, Nachhaltigkeit und Innovation in einem Anlageprodukt vereinen möchte, findet in diesen ETFs einen vielversprechenden Einstieg in eine Branche, die wieder abhebt.
